Federzeichung vom "Fürstenschloss"
Etwas versteckt im Assewald bei Wittmar liegt, von hohen Buchen umgeben, ein kleines Schlösschen. Darin wohnt jedoch weder eine Prinzessin noch ein Prinz. Vielmehr ist dies seit 1835 der Wohnsitz des Försters von der Asse.
Einst stand das Forsthaus an der Stelle der jetzigen Waldwirtschaft zur Asse. Der Förster hatte damals das Recht, eine Gastwirtschaft zu betreiben. Im Jahre 1824 wurde die Gastwirtschaft verpachtet. Das neue Wohnhaus für den Förster sollte in unmittelbarer Nähe des alten Forsthauses entstehen. Das Baumaterial war bereits angefahren. Doch dann wurde als neuer Standort die Stelle oberhalb von Wittmar, Wittmarhorn bestimmt.
Federzeichung vom "Fürstenschloss"
Die Planung für dieses Forsthaus wurde dem Hofbaurat Carl Theodor, Ottmer (* 19. Januar 1800 in Braunschweig - verstorben am 22. August 1843 in Berlin) übertragen. Ottmar war ein bekannter Architekt und hat viele bedeutende Bauwerke, insbesondere im Lande Braunschweig geplant. Das Residenzschloss in Braunschweig ( im Kriege zerstört und 1960 abgerissen), der alte Bahnhof in Braunschweig und das Türkische Kaffeehaus in Wolfenbüttel sind wohl die bedeutendsten und bekanntesten Bauwerke des Architekten. das Forsthaus in Wittmar wird als Jagtschloss des Herzogs bezeichnet. Aufgefundene Zeichnungen einer geplanten Erweiterung um einen Saal haben zu der Vermutung geführt, dass hier ein herzogliches Jagdschloss entstehen sollte. Ottmar selbst hat jedoch die Bezeichnung "Försterhäuser zur Antoinettenruh auf der Asse" bzw. "Revierförster-Beamtenwohnung" für dieses Bauwerk gewählt. Das Haus ist im neugotischen Stil erbaut worden. Trotz Modernisierung im Innern als zeitgemäßes Wohngebäude ist noch heute der Orginalzustand von 1835 erhalten. Das Haus verfügt über zwei Eingänge. Der eine Eingang liegt an der dem Asserand zugewandten Seite. Die Fassade ist sehr schmuckvoll und verspielt. Der zweite Eingang ist gegenüberliegend auf der Hofseite. Diese Seite ist weniger prachtvoll. Das Jahr 2000 wurde in unserer Region als Ottmar-Jahr begangen. Dieses Kleinod Ottmerscher Baukunst, sein einziges noch erhaltenes Bauwerk im Landkreis Wolfenbüttel, war daher das Ziel vieler Besucher.
Im Zusammenhang mit dem Forsthaus in der Asse ist aber auch Herzog Wilhelm zu nennen. Wilhelm wurde am 25. April 1806 als zweiter Sohn des Herzogs Friedrich Wilhelm (schwarzer Herzog genannt) geboren. Nach dem Todes seines Vaters im Jahre 1815 stand das Herzogtum Braunschweig unter Vormundschaft, weil der Thronfolger noch minderjährig war. Im Jahre 1823 übernahm sein älterer Bruder Karl die Regierung. Seine Regierungszeit war aber bestimmt von Missmut und Unzufriedenheit im Volke. Es kam im Jahre 1830 zum Aufstand, wobei auch das erste Residenzschloss in Flammen aufging. Herzog Karl II. flüchtete aus dem Lande. Auf Bitten seiner Untertanen übernahm Wilhelm am 25. April 1831 die Regierung. Herzog Wilhelm führte viele Reformen durch und wahr bei seinem Volke sehr beliebt. Er blieb unverheiratet, war aber den Frauen dennoch sehr zugetan. Unter den Tänzerinnen und Schauspielerinnen des Theaters hatte er viele Bekanntschaften. Den Standort des Forsthauses wählte er selbst. Die schöne Aussicht war hierfür sicherlich entscheidend. Bei Jagdausflügen in die Asse hat Herzog Wilhelm hier oft Station gemacht. Für ihn war in dem Haus ein besonderes Zimmer hergerichtet. Im Volksmund wird aber auch gesagt: "dies ist das Liebesnest des Herzogs". Herzog Wilhelm feierte im Jahre 1881 sein fünfzigjähriges Thronjubiläum. Er starb am 18.10.1884. Für viele Jahre war er der letzte Braunschweiger Herzog. Erst im Jahre 1913 zogen mit Ernst-August von Hannover und Herzogin Viktoria Luise, der Tochter von Kaiser Wilhelm II., wieder ein Herscherpaar in das Braunschweiger Schloss ein.
Das Förstereigebäude steht unter Denkmalschutz. Die Braunschweiger Landschaft hat das Gebäude in das Verzeichnis der Kulturdenkmale im Landkreis Wolfenbüttel aufgenommen. Zu erreichen ist es über den Forstweg, der in Wittmar von der Dorfmitte zur Asse führt.
Text: Rainer Krämer, Wittmar
Zeichnung: Wilhelm Krieg, Braunschweig